Von Entlassungswellen zu TikTok-Trends: Warum Employer Branding jetzt neu gedacht werden muss

Wenn die Entlassungswelle die Arbeitgebermarke wegspült

Die Arbeitswelt steht vor einem Umbruch, der nicht nur die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert, sondern auch, wie wir Arbeit wahrnehmen. Massenentlassungen, Social-Media-Trends wie „Bare Minimum Monday“ und die Diskussion um „Bullshit-Jobs“ werfen grundlegende Fragen auf: Was erwarten Mitarbeitende von ihrem Arbeitgeber? Wie können Unternehmen in unsicheren Zeiten Vertrauen und Bindung aufbauen? Und vor allem: Wie bleibt die Employer Brand in einer Welt relevant, die sich schneller wandelt als je zuvor?

Die Entlassungswelle: Ein Risiko für Vertrauen und Identifikation

Die Zahlen sprechen für sich: Tausende Stellen werden bei großen Konzernen gestrichen, von Microsoft über SAP bis hin zur Deutschen Bahn. Solche Nachrichten erschüttern nicht nur die Betroffenen, sondern auch die verbleibenden Mitarbeitenden und potenziellen Bewerbenden. Sie stellen die Frage: Wie sicher ist mein Arbeitsplatz wirklich? Für die Employer Brand ist das ein massives Risiko. Vertrauen und Identifikation sind die Grundpfeiler einer starken Arbeitgebermarke.

Doch wie soll ein Mitarbeitender sich mit einem Unternehmen identifizieren, wenn er das Gefühl hat, jederzeit austauschbar zu sein? Und wie kann ein Unternehmen neue Talente anziehen, wenn es gerade erst tausende Stellen abgebaut hat?

Hier liegt eine große Chance für kleinere und mittlere Unternehmen. Sie können durch nachhaltiges Handeln, flache Hierarchien und eine familiäre Unternehmenskultur punkten. Doch auch große Unternehmen können gegensteuern – durch transparente Kommunikation, langfristige Perspektiven und eine klare Vision, die Mitarbeitenden Sicherheit und Orientierung gibt.

Wertschätzung: Der unterschätzte Schlüssel zur Motivation

„Ich wünsche mir mehr Wertschätzung.“ Dieser Satz fällt in fast jedem Unternehmen, und doch bleibt er oft unkonkret. Was bedeutet Wertschätzung eigentlich? Für die einen ist es ein einfaches „Danke“ oder ein Lob, für andere eine Gehaltserhöhung, eine Beförderung oder die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten.

Simon Sinek bringt es auf den Punkt: Mitarbeitende wollen gesehen, gehört und verstanden werden. Sie möchten wissen, dass ihr Beitrag zum Unternehmenserfolg zählt – und zwar als Mensch, nicht nur als Arbeitskraft. Unternehmen, die dies verinnerlichen, schaffen eine Kultur, die Motivation und Bindung fördert. Doch wenn Wertschätzung fehlt, sind Frustration und Unzufriedenheit vorprogrammiert.

Ein Beispiel: Eine aufwändige Weihnachtsfeier mag für manche ein Zeichen der Wertschätzung sein, für andere bleibt sie bedeutungslos, wenn grundlegende Dinge wie faire Bezahlung oder ein respektvoller Umgang fehlen. Wertschätzung ist also kein „Nice-to-have“, sondern ein zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Employer Brand.

TikTok-Trends und die Suche nach Sinn: Ein Weckruf für Unternehmen

Trends wie „Act your wage“, „Bare Minimum Monday“ oder die Diskussion um „Bullshit-Jobs“ zeigen, dass viele Mitarbeitende mehr von ihrem Job erwarten als nur ein Gehalt. Sie suchen nach Sinn, Anerkennung und einer Arbeitsumgebung, die ihre mentale Gesundheit respektiert. Die Diskussion um „Bullshit-Jobs“ verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Mitarbeitende ihre Arbeit als sinnvoll empfinden.

Ein „Bare Minimum Monday“ mag auf den ersten Blick wie Faulheit wirken, ist aber oft ein Hilferuf. Er signalisiert, dass die Arbeitswelt als überfordernd und unfair wahrgenommen wird. Unternehmen, die diese Signale ignorieren, riskieren nicht nur die Motivation ihrer Mitarbeitenden, sondern auch ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Doch was können Unternehmen konkret tun? Es geht nicht nur darum, neue Benefits einzuführen oder die Arbeitszeit zu flexibilisieren. Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Sinn vermittelt, Wertschätzung zeigt und die Balance zwischen Leistung und Wohlbefinden findet.

Employer Branding neu denken: Von der Krise zur Chance

Die aktuellen Entwicklungen sind ein Weckruf – und eine Chance. Unternehmen, die diese Herausforderungen annehmen, können nicht nur ihre Employer Brand stärken, sondern auch eine Arbeitskultur schaffen, die Mitarbeitende langfristig bindet und motiviert.

Ein Beispiel: Statt auf kurzfristige Maßnahmen wie Gehaltserhöhungen oder einmalige Boni zu setzen, könnten Unternehmen in langfristige Programme investieren, die die persönliche und berufliche Entwicklung der Mitarbeitenden fördern. Mentoring-Programme, Weiterbildungen oder die Möglichkeit, an sinnstiftenden Projekten zu arbeiten, können einen großen Unterschied machen.

Auch die Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle. In unsicheren Zeiten ist Transparenz wichtiger denn je. Mitarbeitende wollen wissen, wo das Unternehmen steht, welche Herausforderungen es gibt und wie sie selbst dazu beitragen können, diese zu meistern. Eine klare, ehrliche und empathische Kommunikation kann Vertrauen schaffen und die Bindung stärken.

Fazit: Employer Branding als Schlüssel zum Erfolg

In einer Zeit des Wandels ist Employer Branding wichtiger denn je. Es geht darum, eine klare Botschaft zu senden: Wir sehen dich, wir hören dich, und wir schätzen deinen Beitrag. Unternehmen, die dies authentisch vermitteln, werden nicht nur die besten Talente gewinnen, sondern auch eine starke, zukunftsfähige Arbeitgebermarke aufbauen. Die Frage ist nicht, ob Unternehmen sich anpassen müssen, sondern wie schnell sie es tun.

Denn eines ist sicher: Die Arbeitswelt von morgen wird nicht mehr die von gestern sein. Und nur wer bereit ist, sich zu verändern, wird langfristig erfolgreich sein.

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