Generation Z – weshalb ein Mythos keine Diskussionsgrundlage ist
Was Generation Z und Zorro gemeinsam haben? Beide sind nur ein Mythos.
In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um die sogenannte „Generation Z“ zu einem festen Bestandteil von Konferenzen, Fachartikeln und Unternehmensstrategien entwickelt. Oft wird diese Generation wie eine homogene Gruppe betrachtet, die sich durch bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen auszeichnet. Doch bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass diese Zuschreibungen nicht nur stark vereinfacht, sondern auch wenig hilfreich sind.
Mit über 11 Millionen Menschen in Deutschland, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, ist die Generation Z alles andere als einheitlich. Sie umfasst eine Vielzahl von Persönlichkeiten, Lebensentwürfen und Werten, die sich nicht in ein paar Schlagworte pressen lassen. Die Vorstellung, dass eine ganze Generation durch Eigenschaften wie „digital-affin“ oder „sinnsuchend“ beschrieben werden kann, ist nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern auch praktisch wenig relevant.
Die Herausforderung der Vereinfachung
Die Etikettierung von Generationen ist ein Versuch, Komplexität zu reduzieren und Orientierung in einer sich schnell verändernden Welt zu schaffen. Doch diese Vereinfachung birgt Risiken. Sie führt dazu, dass wir Menschen auf stereotype Merkmale reduzieren und dabei die individuellen Lebensrealitäten aus den Augen verlieren. Tatsächlich sind es weniger die Eigenschaften einer neuen Generation, die den Arbeitsmarkt prägen, sondern vielmehr die veränderten Rahmenbedingungen, die für alle Altersgruppen gelten. Der Fachkräftemangel hat die Dynamik des Arbeitsmarktes grundlegend verändert. Heute haben Bewerber:innen – unabhängig von ihrem Alter – mehr Einflussmöglichkeiten als je zuvor. Sie fordern Flexibilität, Sinnhaftigkeit und Anerkennung, und sie haben die Marktmacht, diese Ansprüche durchzusetzen. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur junge Talente, sondern auch erfahrene Fachkräfte, die ihre Karriere in einer anderen Zeit begonnen haben.
Milieus statt Generationen
Anstatt uns auf Generationenklischees zu verlassen, sollten wir uns den tatsächlichen Lebenswelten der Menschen widmen. Die Milieuforschung, wie sie beispielsweise vom Sinus-Institut betrieben wird, bietet hier wertvolle Einblicke. Sie zeigt, dass Werte, Einstellungen und Bedürfnisse nicht an ein bestimmtes Geburtsjahr gebunden sind, sondern sich quer durch alle Altersgruppen ziehen. Ein differenzierter Blick auf die Lebensrealitäten der Menschen ermöglicht es, Zielgruppen besser zu verstehen und passgenaue Strategien zu entwickeln – sei es im Employer Branding, im Personalmarketing oder in der Unternehmenskommunikation. Diese Ansätze sind deutlich zielführender als die pauschale Einteilung in Generationen, die oft mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.
Vielfalt als Chance
Die Arbeitswelt wird zunehmend vielfältiger, und diese Entwicklung bietet große Chancen. Vielfalt bedeutet nicht nur unterschiedliche Perspektiven, sondern auch eine höhere Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit. Um diese Potenziale zu nutzen, ist es entscheidend, Menschen in ihrer Individualität wahrzunehmen und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. Employer Branding, das auf einer fundierten Analyse der Lebensrealitäten basiert, kann dazu beitragen, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die sowohl attraktiv als auch zukunftsfähig ist. Es geht darum, die Vielfalt der Belegschaft als Stärke zu begreifen und Strategien zu entwickeln, die dieser Vielfalt gerecht werden.
Die Zeit der Generationenporträts ist aus meiner Sicht vorbei. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, die tatsächlichen Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen zu verstehen – unabhängig von ihrem Geburtsjahr. Denn letztlich ist es diese individuelle Perspektive, die den Unterschied macht und Unternehmen dabei hilft, sich in einer komplexen und dynamischen Arbeitswelt erfolgreich zu positionieren.